Dachgleiche

Die Dachgleiche in Österreich: eine Tradition

Die Dachgleiche – in Österreich bekannt als Gleichenfeier, Firstfeier, und häufig auch Richtfest genannt – ist ein traditionsreicher Brauch im Bauwesen.
Damit wird gefeiert, dass der Rohbau fertiggestellt und die Dachkonstruktion errichtet ist. Diese Tradition lässt sich bis zum Ende des Mittelalters zurückverfolgen und hatte von Anfang an sowohl gesellschaftliche als auch abergläubische Bedeutung. In früheren Zeiten diente das Richtfest dazu, den Nachbarn und Bauhelfern für ihre Unterstützung beim Bau zu danken und offene Rechnungen zu begleichen. Man glaubte, dass das Fehlen dieses Rituals zu einem „belasteten Haus“ führen und Unglück bringen könnte. Das Richtfest sollte das neue Haus vor Unheil und übernatürlichen Kräften wie Blitzschlag und Feuer schützen.

Heutzutage ist die Gleichenfeier in Österreich eine fest verankerte Tradition, die typischerweise folgendem Ablauf folgt: Der Dachstuhl wird mit einem Richtkranz oder Richtbaum geschmückt, und der Polier oder Bauherrenvertreter hält eine Ansprache, den sogenannten Richtspruch. Dieser beinhaltet sowohl den Dank an den Architekten und Bauherren als auch die Bitte um Segen und Schutz für das Haus. Traditionell trinkt der Redner auf das Wohl der Bauherren und wirft anschließend das Glas vom Dach. Wenn das Glas zerbricht, gilt das als gutes Omen.

Im Anschluss an den symbolischen Teil lädt der Bauherr zum sogenannten Richtschmaus, an dem die Handwerker, Helfer, Nachbarn und oft auch Vertreter des Bauträgers teilnehmen. Diese Feier bietet dem Bauherren die Gelegenheit, den Baufortschritt zu zeigen und Dankbarkeit gegenüber allen Beteiligten auszudrücken. Die Gleichenfeier ist damit nicht nur ein Ausdruck alter Bräuche, sondern stärkt auch die Gemeinschaft und den Zusammenhalt auf der Baustelle.